Der schwarze Obsidian
Die Rückkehr zur Schöpfung

Ich nannte mein schwarzes Obsidianei seit der ersten Reise „Kali“ und er wird auch immer Kali bleiben. Kali zerstört nicht nur das, was sterben muss, was nicht mehr nährt, was toxisch ist und eine Wiedergeburt braucht, sondern sie zerstört auch die Illusion. Sie holt die Wahrheit ans Licht, genauso wie der Obsidian. Sie trinkt Blut, ist durstig danach. Scheint wahnsinnig, unzähmbar, wild, dunkel, mystisch.

Der Obsidian ist für mich der Spiegel, der Spiegel, der das Dunkle, das Unbekannte, das was gerne unentdeckt bleibt nach oben befördert. Er spiegelt das eigene Innere, das Verletzte, das ungesehene ohne eine Maske. Er ist hart, wie Kali, aber gleichzeitig die große Mutter – und deshalb auch voller Liebe. Denn das Dunkle, dass nicht gesehen und gefühlt wird und in der eigenen Gefühlswelt tief in eine Schachtel gepackt und vergraben wird – im Unbewussten verschwindet, das äußert sich irgendwann destruktiv. Und sobald es destruktiv wird, ist es wieder toxisch für uns selbst und eben auch für unsere Mitmenschen, führt zu Krankheit, Süchten etc.

Der Obsidian holt diese Traumata nach oben, oft auch jene, die nicht unsere eigenen sind. Manchmal kann man nicht zuordnen was da passiert, manchmal passiert nicht viel und dann ist man im Rückblick doch einen großen Schritt gegangen.

Kali und der Obsidian holen also das Dunkle ans Licht und für mich werden diese beiden Polaritäten eben auch verbunden. Im Italienischen und Spanischen ist der Obsidian weiblich, genauso wie unsere Mondin nicht Mond heißt, sondern Luna – Endung auf -a. Hier heißt der Obsidian Ossidiana (ital.) oder Obsidiana (span.). Wenn wir uns Sprache anschauen, können wir tief in die Urgründe der Menschheit und ihrer Entwicklung schauen – ein Wortspiel, denn das tut der Obsidian auch – er schaut in unsere eignen, die unserer weiblichen Ahnen, die unserer Yoni. Unsere Yoni als Tor zur Schöpfung, die Schöpfung selbst. Das Tor zu tiefem Wissen. Das Tor zu unserer Intuition. Der Obsidian ist das Schwert der Gerechtigkeit und Klarheit, das Schwert, das Wahrheit und Lüge voneinander trennt. 

Oft kommen eben auch Familientraumata ans Licht, die lange verborgen waren, unausgesprochen weitergegeben wurden, verhüllt, versteckt, schambehaftet – der Obsidian lässt dies nicht zu, er zeigt es, er enthüllt. Ossidiana ist eine Heilerin, eine starke dunkle Heilerin. Das dunkle Weibliche das Lange im Verborgenen war, gejagt, gefürchtet, gefoltert und verbrannt wurde. Ossidiana steht für mich genau dafür. Ebenso wie Kali. Es entsteht eine Verbindung aus Dunkel und Licht und diese Verbindung ist kraftvoll. Sie ist wie die Verbindung aus männlich und weiblich. 

Sie reinigen, um Heilung entstehen zu lassen und Platz für Neues freizugeben. Zur individuellen Aufgabe im Leben als Frau zu gelangen und in unsere Kraft zu finden.