Wut - das Feuer der Transformation
Wut ist eine Emotion, die in unserer Gesellschaft nicht anerkannt wird. Wir dürfen nicht wütend sein. Wir müssen das Feuer, das hier in uns brennt unterdrücken, den Topf auf den Deckel machen. Wir müssen lieb und nett sein. Wut wird nicht gerne gesehen, denn Wut erzeugt oft ein großes Chaos, geht vielleicht sogar einher mit Gewalt.
Wut entsteht oft, wenn jemand unsere Grenze überschritten hat. Da wir unsere Grenzen aber selbst oft nicht kennen, verstehen wir auch nicht genau, warum wir jetzt wütend sind. Manchmal ist es sogar so, dass wir förmlich explodieren, weil die Wut in uns schon so lange kocht, dass sie nun hochgekocht ist. Dann wird Wut destruktiv, zerstörerisch und toxisch. Dann wird sie zu Gewalt. Dann wird sie verletzend. Das ist das Phänomen, das wir auch oft beobachten können und wir sind dann fassungslos, weil Menschen förmlich ausrasten – aber fragt man sich auch, wieso? – weil sie zu lange ihre Emotionen unterdrückt haben und diese sich aber auf anderer Ebene einen Weg suchen sich Ausdruck zu verleihen. Wir haben nie gelernt, Wut gesund auszudrücken. Als Kinder war es uns eben auch nicht erlaubt wütend zu sein, wenn jemand uns unser Spielzeug weggenommen hat.
Die Emotion Wut ist an sich aber erst mal nur Feuer. Erst mal nur eine sehr starke Energie, die sich da in uns bewegt und aufgrund ihrer Stärke hat sie eben auch große Kraft. Sie hat nicht ausschließlich die Kraft der Zerstörung im negativen Sinne, sondern ist eben auch die Kraft der Transformation im positiven Sinne.
Wut ist die Kraft, die verbrennt, die umwandelt, die verändert. Wow – Change. Veränderung muss nicht gleich negativ sein, sondern kann so wertvoll sein und den Schritt eines Neubeginns einleiten. Wut ist also das Feuerelement, was wirklich eine kraftvolle intensive Veränderung in unserem Leben einleiten kann. Haben wir Wut jemals schon so betrachtet? Oder Menschen, die wütend sind immer nur abgewertet?
Gerade in der spirituellen Szene, (aber auch generell in der Gesellschaft) hat man immer das Bild vor Augen, dass ein Yogi friedvoll und gelassen sein sollte. Ich sage euch, ich gehöre hier nicht dazu. Ich fühle das nicht. Denn wenn ich es versuche zu sein, dann arbeite ich gegen meine eigene Natur des Feuers in mir. Dann mache ich mich zu jemandem, der ich nicht bin. Setze mir eine Maske auf und bin jemand anderes, verleugne meine eigene Natur. Ja, ich bin ein wütender Mensch. Ja, ich bin ein Feuerzeichen. Und ja, es fällt mir manchmal schwer, meine Wut zu zügeln, aber ich arbeite an mir, weil ich begriffen habe, das Feuer gut ist, dass Feuer Transformation ist.
Meiner Meinung nach ist es mehr als essenziell seinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Damit meine ich nicht, jedem, der unsere Grenze überschreitet eins auf die Mütze zu geben, sondern Wut in bewussten Momenten auflodern zu lassen, damit sie sich in einem dafür gegebenen Rahmen entladen kann. Denn fühlen wir nicht richtig, dann ergreift die ungefühlte Energie irgendwann unbewusst Besitz von uns und drückt sich dennoch aus.
Die Dunkelheit in uns bekommt Kraft, gesteuert durch das Unbewusste und handelt, ohne dass wir es merken, weil es so schnell geht und wir kaum anwesend sind in unserem eigenen Körper. Weil wir auch Wut über Dinge in uns tragen, die auf dieser Erde passieren, die mit uns persönlich vielleicht gar nichts zutun haben, ist es umso wichtiger, dass wir diese Wut, die schon förmlich als die wütende Mutter, die ihr Kind in seine Grenzen weist, Ausdruck verleihen. Denn Mutter Erde drückt ihre Wut ebenfalls aus – sie macht es aber mit Liebe und hier kommt der Schlüssel.
Wie drücke ich meine Wut aus und wie kommuniziere ich, wenn jemand meine Grenze überschritten hat?
Wenn wir lernen mit unserer Wut zu sein, sie anzunehmen und sie nicht ständig unterdrücken, weil wir sie nicht mögen (was bei dieser extremen Kraft übrigens zu allerhand körperlichen Begleiterscheinungen führen kann), dann sind wir in der Lage sie von einer anderen Perspektive zu betrachten und in möglichen Triggermomenten bewusster damit umzugehen. Wir lernen bewusster zu sein. Wir lernen das Feuer in uns wahrzunehmen und es einfach nur als Energie zu erkennen. Und wir lernen auch andere nicht mit diesem Feuer zu verbrennen. Feuer ist Alchemie. Du kannst sein eigener Alchemist sein und diese Kraft in dir Steuern.
Das ist kein einfacher Weg und bedeutet viel Arbeit, aber es geht. Das einzige was es braucht ist, eine Wahl zu treffen.