Selbst-Bewusstsein

Wenn man einen Hund oder ein anderes Haustier hat, dann lernt man mit der Zeit wie das Tier tickt. 

Man findet heraus, wann man auf ihn acht geben muss und wann man ihn frei laufen lassen kann, ohne das er Mist baut. 
Man lernt, wann das Tier raus muss und wann es Futter möchte. 

Man verbindet sich mit diesem Tier, weil man es liebt und möchte, dass es sich wohlfühlt. 
Man beginnt dieses Tier zu lesen. Immer tiefer, sodass man irgendwann seine Eigenheiten und seinen Charakter erkennen kann. 

Dieses lesen ist bei einem Tier essenziell, denn das Tier spricht nicht. Es kommuniziert auf einer anderen Ebene. Es kann nicht in Worte fassen, was es gerade möchte und was nicht. 

Also müssen wir es lesen lernen, um es zu verstehen und deine Bedürfnisse zu erkennen. Aber auch zu erkennen, wie sein Charakter ist. 
Wir verbinden uns mit dem Tier. Beginnen es zu lieben und zu akzeptieren, wie es ist. Wir beginnen uns des Tieres bewusst zu werden. 

So ist es mit uns selbst auch. Selbst-Bewusstsein bedeutet für mich nicht nur innere Stärke und ein sicheres Auftreten, weil ich mir meiner Fähigkeiten bewusst bin. 


Es bedeutet auch sich selbst bewusst zu werden. Bewusstsein bedeutet Anwesenheit, es bedeutet Präsenz und Wahrnehmung. 

Es bedeutet mich selbst in den unterschiedlichen Situationen meines Lebens beobachten und wahrnehmen zu können. Es bedeutet mich selbst kennenzulernen und in die Tiefen meines Seins einzutauchen. 


Es bedeutet meine Ecken und Kanten zu erkennen und sie da sein zu lassen, weil sie ein Teil von mir sind. 

Selbst-Bewusstsein ist eine Form von kennenlernen. Wie beim Tier, dass ich lesen muss, um es zu verstehen, kann ich mich auch selbst lesen wie ein Buch. Denn eigentlich bin ich mir selbst ein Mysterium, da vieles auf der Ebene des Unbewussten abläuft.

Ich agiere also in einer Art Automatismus, weil ich nicht präsent bin und mich selbst nicht beobachte. Ich agiere quasi „fremdgesteuert“ durch mein eigenes Unbewusstsein.
 

Werde ich mir also immer mehr mir Selbst bewusst, lese und erkenne mich selbst, dann erkenne ich auch meine Stellung in der Welt. 

Ich weiß, dass ich eine Aufgabe habe, das ich alles und nichts gleichzeitig bin und dennoch etwas bewegen kann. Etwas bewegen muss. 

Ich lerne mich selbst kennen.
Erkenne, wer ich bin. Ich erkenne meine Persönlichkeit, meinen Charakter und meine Eigenschaften, die vielleicht in der Gesellschaft nicht gerade anerkannt werden. Aber dennoch ein Teil von mir sind und damit auch gleichzeitig eine Daseinsberechtigung haben. 

Der Hund ist das Tier, welches das Tor hütet. Er hütet das Tor in die andere Welt. Die dunkle Welt. Die Welt der Schatten. Und gleichzeitig zeigt er mir meine Schatten. Er ist mir ein großer Lehrer auf meinem Weg in meine Unterwelt. In meine Welt des unbewussten, das ins Licht des bewussten getaucht wird. 

Selbst-Bewusstsein ist das bewusst werden unseres Seins. Das anwesend sein in mir und mit dem was ist. Das anwesend sein mit dem vermeintlich guten und schlechten in mir und die Fähigkeit es einfach nur zu sehen.