Grenzen und Selbstvertrauen 

Ich wusste nicht, wie ich nein sagen sollte, ich konnte es nicht, es war blockiert. So sehr ich es wollte, es war nicht möglich mein Nein so auszusprechen, dass es bei meinem Gegenüber angekommen wäre.  

Wenn ich mich im Alter von 17 bis etwa 26 beobachte, dann sehe ich mich als eine Frau, die immer wieder auf der Suche nach Liebe war. Ich sehe mich suchend. Und gleichzeigt dadurch als leichte Beute für Menschen, die darauf aus sind, ein einfaches Spiel zu haben und keine tieferen Begegnungen suchen. 

Ich sehe mich als eine Frau, deren Nein nicht stark genug war. Ein Nein, das zwar ausgesprochen wurde, aber keine Schallkraft hatte vor dem man zurückschreckt und wirklich die Grenze einhält. 

Ich musste viel Schmerz aushalten und ertragen, um das Nein zu formulieren, dass auch ein 10mal nach einem Kuss fragen standhält, das stabil ist und ein festes Fundament hat. Ein Nein das unerschütterlich ist. Das bleibt, egal ob die Person, die es erhält, danach geht oder bleibt.
Und da kommt auch das Vertrauen in das eigene Sein mit ins Spiel, denn wie weiß ich überhaupt, was meine Grenzen sind? 

Da kommt die tiefe Liebe ins eigene Sein mit ins Spiel, die die Liebe von außen nicht braucht, um den Selbstwert zu fühlen, da die Liebe von innen stark genug ist um auszuhalten wenn Menschen gehen und die weiß, wer man selbst ist und seinen Wert von innen heraus kennt. 

Denn wenn ich auf der Suche nach Liebe bin, was z.B. aus einem Trauma oder aus einem fehlenden Selbstwertgefühl heraus geschieht, dann gebe ich mich auch dem hin, dass mir vermeintliche Liebe schenkt, die aber unecht ist. Dann lasse ich meine eigene Grenze fallen, wenn mein Gegenüber meine Grenze nicht akzeptiert und womöglich meinen Raum verlässt.

Das heißt der erste Schritt hier ist: ich gehe erstmal in mich selbst. Ich schaue erstmal was brauche ICH überhaupt und wie kann ich meine eigene Tasse auffüllen, ohne abhängig von Liebe und Aufmerksamkeit aus dem Außen zu sein. 

Dadurch erkenne ich im besten Fall, welcher Anteil in mir immer wieder abhängig ist von der Liebe im Außen und schenke diesem Anteil besonders viel Aufmerksamkeit. Hier kann sich z.B. eine Wunde aus der Kindheit zeigen, oder auch die Vaterwunde, die sich, natürlich ganz klar in den Partnern zeigt, die wir anziehen. War der Vater also z.B. emotional unerreichbar und hat mich immer wieder fallen lassen, wenn ich wirklich tiefe emotionale Zuneigung gebraucht habe, dann sorgt dies natürlich dafür, dass ich im Außen auch Männern anziehe, die emotional unerreichbar sind, um mir genau diese Wunde zu spiegeln. 

Dies ist kein Grund zu verzweifeln, sondern eine Möglichkeit zu wachsen, denn diese Verbindungen zeigen uns ganz genau, was unsere tiefen Wunden sind, die geheilt werden möchten, damit wir in einen gesunden Umgang mit uns selbst kommen können und eben dann z.B. aufgrund von Grenzüberschreitungen, die wir erlebt haben, auch lernen, was überhaupt unsere eigenen Grenzen und Werte sind, für die wir einstehen wollen und die wir vertreten möchten. 

Und das führt dann langfristig zu mehr Selbstvertrauen. Selbstvertrauen brauchen wir, um auch mit mehr Selbstbewusstsein durch die Welt zu laufen. Denn vertraue ich mir selbst bei dem, was ich mache, was ich mir vornehme, was ich mir wünsche, und gehe ich nicht immer wieder auf Dinge ein, die NICHT das sind, was ich mir tief in meinem Herzen wünsche, dann stärkt dies das Vertrauen in mich selbst, was ich für eine gesunde Beziehung zu mir selbst brauche. 
Und dies ziehe ich dann natürlich auch wieder im Außen an. Es ist ein Weg, der aufeinander aufbaut.